„Dass ich mit weißer Farbe tätowiere bedeutet nicht, dass ein weißes Tattoo entsteht.“
Über die Irrungen und Missverständnisse rund um den „Mythos“ des weißen Tattoos.
In Deutschland sind Tätowierungen mit weißer Farbe eher mäßig bekannt und werden oft von TätowiererInnen abgelehnt. Weiß kommt zwar in Tätowierungen vor, aber meist nur als Akzent oder Highlight.
Oft wir konstatiert, es handele sich nicht um richtige Tattoos. Sie würden nicht bleiben, weil die Haut weiße Farbe nicht halten kann oder das Tattoo würde verblassen. Wahlweise fleckig oder ganz. Auf jeden Fall hässlich. Und selbst wenn was bliebe – bis zu seinem Verschwinden ist das Tattoo gelb-braun oder irgendwie anders.
Ich mag da mal ein wenig mit den Vorurteilen aufräumen. Seit ich mit dem Tätowieren 2010 begonnen habe, habe ich eine Vorliebe für weiße Tattoos. Ich habe selbst welche – von mir und anderen gestochen – und habe schon sehr oft in weiß tätowiert. Meine ältesten sind nun 8 Jahre alt.
Weiße Tattoos sind sehr zart und unauffällig, vielleicht ein bisschen femininer – was nicht nur am Motiv selbst liegen mag – und auch etwas geheimnisvoll. Andererseits können sie mitunter auch den Eindruck einer feinen Narbe erwecken.
Grundlegend sei einmal gesagt, dass es sich bei weißen Tattoos um ganz normale Tätowierungen handelt. Nur, dass eben nicht mit schwarzer oder bunter Farbe tätowiert worden ist, sondern mit weißer. Mehr ist das nicht.
Weiße Tattoos sind sehr zart und unauffällig, vielleicht ein bisschen femininer – was nicht nur am Motiv selbst liegen mag – und auch etwas geheimnisvoll. Andererseits können sie mitunter auch den Eindruck einer feinen Narbe erwecken.
Grundlegend sei einmal gesagt, dass es sich bei weißen Tattoos um ganz normale Tätowierungen handelt. Nur, dass eben nicht mit schwarzer oder bunter Farbe tätowiert worden ist, sondern mit weißer. Mehr ist das nicht.
Weiße Tätowierfarbe enthält grundsätzlich auch nichts anderes als beliebige andere Tattoofarben, ist nach der Tätowiermittelverordnung von 2009 hergestellt und wird ebenso vom CTL Labor in Bielefeld untersucht und von Gesundheitsämtern überwacht. Zumindest die Farben, die ich benutze. Für andere mag ich meine Hand nicht ins Feuer legen.
Voraussetzungen & Überlegungen für ein weißes Tattoo
In den letzten neun Jahren habe ich viel beobachtet, gelesen und stand auch mit einer amerikanischen Tätowiererin im Austausch, die seit über 14 Jahren weiße Tattoos sticht.
Mit den Kunden der weißen Tattoos halte ich oftmals längere Zeit Kontakt, erkundige mich nach Verheilung und Zufriedenheit, ob noch einmal nachgearbeitet werden sollte und welche Erlebnisse sie mit ihrem ungewöhnlichen Körperschmuck schon hatten.
Wenn du über ein weißes Tattoo nachdenkst, ist deine Einstellung mitentscheidend darüber, ob du mit solch einem Tattoo auch glücklich wirst!
Wenn du über ein weißes Tattoo nachdenkst, ist deine Einstellung mitentscheidend darüber, ob du mit solch einem Tattoo auch glücklich wirst!
Deshalb hier mal ein paar offene Worte dazu, worauf zu achten ist und was man für sich selbst klären sollte.
Die eigene Haut
Je heller die Haut, desto weißer ist später auch das Tattoo – nicht umgekehrt. Ein Reinweiß wie aus dem Farbeimer sollte man jedoch niemals erwarten. Die Vorstellung, dass das Tattoo später die elfenbeinartige Färbung einer Narbe bekommen wird, hat sich bisher als recht treffend erwiesen.
Es ist NICHT so, dass eine weiße Tätowierung besonders weiß ist oder heraussticht, wenn man gebräunte Haut hat – das Gegenteil ist der Fall. Die Tätowierfarbe liegt in der zweiten Hautschicht. Die Melanozyten, also die Zellen, die die Braunfärbung der Haut verursachen, sind im untersten Bereich der Oberhaut (Epidermis) angesiedelt, der ersten Hautschicht. Das Tattoo ist also darunter und die Bräune liegt darüber. Je brauner man ist, desto gelblicher/bräunlicher wirkt das Tattoo und desto verwaschener wird es wahrgenommen.
Wenn die Bräunung nachlässt, kehrt die Tätowierung wieder zum Ursprungszustand zurück. Daher rührt also das Gerücht, weiße Tattoos würden „vergilben“.
Natürlich ist das auch bei jeder anderen Tätowierfarbe so, wird da aber viel weniger wahrgenommen, weil der Kontrast zur Haut höher ist.
Ein Beispiel für ein schön gebräuntes Tattoo sah ich bei einer hawaiianischen Frau, deren bronzefarbener Teint das weiße Tattoo bei stärkerer Bräunung und je nach Lichteinfall „golden“ färbte. Da das Tattoo natürlich immer heller als die Haut bleibt, war es eine sehr besondere Erfahrung, auch solch eine Variante mal sehen zu dürfen.
Ein hoher Farbkontrast zwischen dunkler Haut und weißem Tattoo ist nicht möglich!!!
Ein hoher Farbkontrast zwischen dunkler Haut und weißem Tattoo ist nicht möglich!!!
Wer sich das von einem weißen Tattoo erhofft, wird enttäuscht sein.
Wer ein möglichst helles Tattoo wünscht, sollte entweder von Natur aus möglichst helle Haut haben und/oder sich das Tattoo an eine Stelle stechen lassen, die von Hautbräunung nicht so sehr betroffen ist. Dazu zählen besonders die Innenseiten von Armen und Beinen und Teile des Rumpfes. Ganz nach Veranlagung, Kleidungsgewohnheiten und Freiluftaktivitäten.
Manche fragen sich, ob ihre Haut nicht vielleicht schon zu hell für ein weißes Tattoo ist. Nun, da gilt: Weiß ist nicht gleich weiß. Weiße Haut entsteht durch Abwesenheit von Melanin und Blut. Ggfs. scheint das Unterhautfettgewebe oder scheinen Kapillare durch. Dieses „Weiß“ ist jedoch nicht gleich dem Weiß der Tattoofarbpigmente. So weiß ist niemand. Das bedeutet, dass sich in jedem Fall ein Unterschied feststellen lässt, auch wenn der mitunter gering ausfallen mag. Ob es gefällt ist, wie so oft, eine individuelle Geschmacksfrage.
Die Motive, die von mir in weiß gestochen werden, setzen sich wegen der Hautbräunung meist nur aus Punkten (Dotwork) und Linien zusammen, weil hier die Bräunung nicht so stark auffällt. Flächen weiß zu tätowieren kommt nur in besonderen Fällen in Frage.
Die Motive, die von mir in weiß gestochen werden, setzen sich wegen der Hautbräunung meist nur aus Punkten (Dotwork) und Linien zusammen, weil hier die Bräunung nicht so stark auffällt. Flächen weiß zu tätowieren kommt nur in besonderen Fällen in Frage.
Die Abheilung
*Dies hier ist keine medizinische Betrachtung, sondern ausschließlich meine Beobachtung. Medizinisch relevante Informationen könnt ihr nur von einem Arzt bekommen!*
Neben dem üblichen Anschwellen der Haut nach dem Tätowieren, das sehr bald wieder abklingt, sieht man auch noch einige Tage nach dem Tätowieren eine „rote Aura“ direkt entlang der Stichkanten und ein Stück weit in die gesunde Haut hinein.
Nach einigen Tagen kann sich die tätowierte Partie etwas gräulich verfärben. Das rührt von geronnenen Blutresten und Lymphflüssigkeit her sowie von abgestorbenen Hautresten. All diese Körpersekrete und die Haut werden gerade vom Körper abgestoßen und wachsen zusammen mit etwas Farbe aus der Wunde raus.
Nach dem grauen Ton kann ein leicht rosafarbener folgen.
Etwa drei Wochen nach Stichtag wird das Tattoo leicht rosa. Das ist die neue, zarte Haut, die sich über den weißen Farbpigmenten gebildet hat. Jetzt ist das Tattoo ansatzweise abgeheilt und wieder belastbarer. Das Cremen sollte noch fortgesetzt werden. Sonnencreme/Sunblocker können auch auf den tätowierten Bereich gecremt werden. Nach rund 6 Wochen sollte das Tattoo richtig verheilt sein. Die Oberhaut hat sich 2x erneuert, wodurch sie wieder strapazierfähig ist.
Je nachdem wo das Tattoo tätowiert wurde kommt dann eine gelbliche Tönung zurück. Entweder durch Hautbräunung oder durch Hornhaut.
All das ist exakt so wie bei jeder anderen Tätowierung! Nur wird es bei weißen Tätowierungen stärker wahrgenommen.
Fehler
Weiße Tattoos erfordern vom Tätowierer/Tätowiererin schon eine von normalen Tattoos etwas abweichende Vorgehensweise.
Weiße Tattoos erfordern vom Tätowierer/Tätowiererin schon eine von normalen Tattoos etwas abweichende Vorgehensweise.
Hat der Tätowierer/die Tätowiererin unsachgemäß gearbeitet, kann sich das Tattoo bläulich oder gräulich verfärben. Das ist nicht reparabel und kann bisher nur mit dunkleren Farben überstochen (gecovert) werden.
Bei der Wahl des Tätowierers, der Tätowiererin, sollte man sich immer Bilder zeigen lassen, die weiße Tattoos zeigen, die von ihm/ihr gemacht wurden. Optimalerweise nicht nur ein Bild vom frischen Tattoo, sondern ganz besonders auch vom abgeheilten Tattoo.
Gedanken rund um weiße Tattoos. Klischees, Vorurteile, Irrtümer, Fragen
Oft hört man davon, dass weiße Tattoos wieder verschwinden.
Oft hört man davon, dass weiße Tattoos wieder verschwinden.
Das kann ich nicht bestätigen. Es gibt Farben, die nicht so haltbar zu sein scheinen, wie andere. Zurzeit ist dies besonders bei Mint-Tönen auffällig. Manchmal auch bei Gelb & Orange. Dies scheint aber sehr abhängig vom Hersteller und/oder Farbton zu sein. Ebenso kann die eigene Hautbeschaffenheit eine Rolle bei der Haltbarkeit und farblichen Ausprägung spielen. Jedoch habe ich bei allen Farbtönen auch welche gefunden, die ausgezeichnet halten und decken. Ebenso bei weiß.
Eine Freundin hat sich mir als „Versuchsobjekt“ zur Verfügung gestellt und ich habe kleine Stellen mit dem Weiß unterschiedlicher Hersteller tätowiert. Da waren durchaus Unterschiede in Abheilung, Verträglichkeit und Deckkraft festzustellen und es gibt einen klaren „Testsieger“, den ich nun für die weißen Tattoos verwende.
Ich kenne Menschen mit rund 12 Jahre alten,weißen Tattoos. Und kürzlich fand ich ein Bild eines 13 Jahre alten Tattoos, wohlgemerkt in die Handfläche gestochen. Eine allgemein recht anspruchsvolle Stelle für eine Tätowierung.
Hier sei mal darauf hingewiesen, dass auch Schwarz nicht schwarz bleibt, sondern oft zu einem grau-blau verblasst. Und auch schwarze oder bunte Tattoos müssen mitunter nachgestochen werden.
Ich kenne Menschen mit rund 12 Jahre alten,weißen Tattoos. Und kürzlich fand ich ein Bild eines 13 Jahre alten Tattoos, wohlgemerkt in die Handfläche gestochen. Eine allgemein recht anspruchsvolle Stelle für eine Tätowierung.
Hier sei mal darauf hingewiesen, dass auch Schwarz nicht schwarz bleibt, sondern oft zu einem grau-blau verblasst. Und auch schwarze oder bunte Tattoos müssen mitunter nachgestochen werden.
Hiermit in Zusammenhang steht auch, dass ich oft von Menschen mit weißen Partien in Black & Grey oder farblichen Tattoos höre, das Weiß sei aus den Tattoos wieder verschwunden. Auch daher glauben viele, weiß würde in der Haut nicht halten.
Bei genauem Hinsehen unter gutem Licht erkennt man aber, dass auch nach Jahren das Weiß noch da ist. Es fällt jedoch nicht mehr so sehr ins Auge. Das kann unterschiedliche Gründe haben.
- Der eigene Hautton ist hell. Und der Kontrast zwischen weiß tätowiert und Haut ist sehr gering.
- Das Schwarz und Bunt daneben fällt sehr viel mehr auf und „überstrahlt“ das Weiß. So glauben viele, das Weiß sei nicht mehr da.
- Im Lauf der Zeit wird die Farbe in der Haut weich. Sah man bei einem recht frischen Tattoo noch feine Linien und Strukturen der Farbe in der Haut, so verschwimmt dies im Lauf der Jahre immer mehr und einst „gestochen scharfe“ Kanten werden weich. Auch so lässt sich das Weiß dann nicht mehr gut neben den anderen Farben erkennen.
Dennoch bin ich überzeugt, dass das Weiß (oft als Highlight eingesetzt in Augen und auf Metall als Glanzpunkt) in solchen Tattoos unbedingt seine Daseinsberechtigung hat. Denn wenn solch ein weißer Punkt, z.B. als Glanzpunkt auf einem runden Schwertknauf nicht gesetzt worden wäre, würde dieser Schwertknauf möglicherweise viel zu flach wirken und auch den Knauf hell vor einem ggf. dunklen Umfeld hervorheben.
Man muss also das Weiß nicht gezielt wahrnehmen, dass es einem ins Auge springt. Aber es ist gut, dass es da ist.
Dein Umfeld…
… ist hierzulande auf weiße Tattoos oft nicht vorbereitet!
… ist hierzulande auf weiße Tattoos oft nicht vorbereitet!
Es kann sein, dass du auch seltsame Reaktionen auf dein Tattoo bekommst. Viele Menschen mögen einfach nicht, was sie nicht aus Fernsehen und Medien kennen oder im positiven Zusammenhang kennen gelernt haben.
Wiederum andere, tattooaffine Menschen, von denen man eigentlich am meisten Interesse und Offenheit erwarten würde, drucksen plötzlich herum. Sie wissen nicht, was sie an weißen Tattoos seltsam finden, aber „es sind keine richtigen Tattoos“ für sie, obwohl sie mit Nadel und Tinte gestochen wurden und man ebenso Schmerzen verspürt wie bei anderen Tattoos auch.
Dann gibt es noch die „Narbenkritiker“. Diejenigen, denen es nicht gefällt, dass das Tattoo wie eine Narbe aussieht.
Aber… die meisten Reaktionen, von denen ich gehört habe, sind sehr positiv und interessiert. Sogar bei Menschen, die Tätowierungen sonst eher kritisch gegenüberstehen.
Aber… die meisten Reaktionen, von denen ich gehört habe, sind sehr positiv und interessiert. Sogar bei Menschen, die Tätowierungen sonst eher kritisch gegenüberstehen.
Und nun triff‘ deine Entscheidung, ob ein weißes Tattoo wirklich etwas für dich ist.