Tätowierungen und der Sommer


Bombenwetter haben wir ja gerade. Man könnte meinen, nu‘ sei die große Zeit der bunten Haut gekommen. Logo… man will ja zeigen, wofür man hunderte oder tausende Euros ausgegeben hat – oder, wofür man steht oder was einem gefällt – je nachdem. Wer will schon wegen seiner Tätowierungen mit Shirt und langem Arm rumlaufen.
 
Das ist auch die Zeit, in der wir vermehrt gefragt werden, wie sich das denn mit (frischen) Tätowierungen und Sonne verhält. Ok… sag‘ ich mal was dazu:
 
Farben sind nicht UV-fest. Das bedeutet, Sonnenlicht, bzw. die darin enthaltene UV-Strahlung lässt Farben verblassen. Den Effekt habt ihr sicher schon mal auf verblassten Postern gesehen, die monatelang im Sommer z.B. in einem Schaufenster hingen. Schön sind die dann nicht mehr. Während man diesem Effekt auf Postern mit einem UV-Schutzlack entgegenwirken kann, geht das bei Haut leider nicht. Also: Sonne auf der Tätowierung lässt sie verblassen. IMMER und ganz besonders bei bunten, zarten Tätowierungen.
 
Ein anderer Effekt, der aber wieder nachlässt ist der, dass wenn die Haut bräunt, der Kontrast nachlässt. Die Bräune liegt in der Hautschicht über dem Tattoo, lässt es also kontrastärmer und verwischter wirken, Farben verändern sich. Das geht aber vorbei, wenn der Sommer und damit die Bräune geht.
 
Das ist jetzt kein Geheimwissen und die meisten tätowierten Menschen wissen das. Dennoch sehe ich in jedem Sommer Massen von ungeschützten Tätowierungen. An und für sich kein Ding. Wenn jemand für sich die Entscheidung trifft, dass er/sie das Nachlassen seiner/ihrer Tätowierung in Kauf nimmt, damit er/sie unbeschwert der Sonne frönen kann, ist das für mich völlig in Ordnung.
 
Ich glaube aber, dass es oft so ist, dass man bei Texten wie diesem hier eher die Augen rollt, weil man selbst schon mit seiner Tätowierung in der Sonne war und „nix passiert“ ist. Und das ist eben das tückische. Mit jedem Sonnenbad sind die Veränderungen so minimal, dass man sie nicht wahrnimmt. Erst im Laufe der Zeit, im Laufe der Jahre werden die unschönen Veränderungen sichtbar. Irgendwann kommt dann der Tag, an dem irgendwer die Nase rümpft und sagt, dass das Teil doch ganz schön verwaschen aussieht. Und dann ist es halt zu spät und allzu oft war dann der Tätowierer schuld.
 
Ich selbst habe mich auf Bali mal tätowieren lassen – im Urlaub natürlich. Hygienestandards hatten in dem „Studio“ auf der Straße jetzt nicht sooo die Priorität, aber es war halt so schön „true“ und ursprünglich. Ob der fette Infekt, den ich bekam nun von der hygienischen Situation kam oder davon, dass ich mit dem frischen Tattoo schwimmen und auch tauchen ging, kann ich nicht sagen (ist 20 Jahre her). Der Punkt ist, dass wenn ihr euch im Sommer, vielleicht sogar im Urlaub tätowieren lasst, nichts anderes gilt. KEINE… also gar keine Sonne auf die Haut in den ersten vier Wochen und KEIN Chlor- oder Salzwasser an die tätowierte Haut. Da ist der Infekt quasi schon eingebaut. Ich verstehe voll, dass man sein neues Tattoo aller Welt zeigen will, aber wenn ihr es aller Welt in den nächsten, vielen Jahren mit dem gleichen Stolz zeigen wollt, dann lasst diese erste Saison mal aus und trefft alle notwendigen Maßnahmen, dass das Teil auf viele Jahre bombig aussieht.
Unsere klare Empfehlung bei Tätowierungen in den ersten vier Wochen: Lasst da immer Stoff drüber, wenn ihr in der Sonne seid und am besten auch, wenn ihr euch im Schatten aufhaltet. Wenn nicht, dann zumindest Sonnencreme.
 
Auch bei abgeheilten Tattoos sollte ihr niemals ohne vernünftigen Sonnenschutz losziehen. Und da meine ich Lichtschutzfaktor 30 – 50 (Sunblocker) über dem Tattoo. Aber natürlich nur, wenn ihr das Beste für eure Tätowierung wollt .
 
Sonnencremes lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen: mineralischer Sonnenschutz und chemischer Sonnenschutz. Der mineralische legt sich als Schutzschicht auf die Haut und dringt nicht nennenswert ein. Damit reflektiert er die Strahlung und/oder zerstreut sie so, dass sie keinen Schaden mehr anrichtet. Für mich ist das der Sonnenschutz der Wahl. Er dringt nicht ein und macht demnach nichts (oder kaum etwas) mit, bzw. in der Haut. Dementsprechend ist er auch für hautempfindliche Menschen meiner Ansicht nach besser geeignet.
 
Der chemische zieht in die Haut ein und verwandelt durch chemische/organische Prozesse die UV-Strahlung in Wärme. Mir persönlich ist allein der Gedanke unangenehm, so einen kleinen, chemischen Wärmereaktor in der Haut zu haben.
 
Ich halte auch nichts von den groß beworbenen, pflegenden und entzündungshemmenden Inhaltsstoffen. Die haben im Prinzip gar nichts mit Sonnenschutz oder Sonnenbrand zu tun. Aber schaden tun sie im Allgemeinen wenigstens auch nicht.
 
In Kürze:
· In den ersten vier Wochen die Tätowierung komplett aus der Sonnen halten. Am besten mit einer Stoffschicht. Selbst beim Verweilen im Schatten zumindest Sonnenschutz auftragen
· Mineralischen Sonnenschutz verwenden LSF 30 – 50. Am besten ohne Parfümstoffe oder sonstige Zusätze
· nicht mit frischen Tätowierungen schwimmen gehen. Schon gar nicht in Chlor- oder Salzwasser. Hin und wieder mit klarem Wasser abspülen ist okay.
· Immer Sonnenschutz verwenden. Auch wenn die Tätowierung schon Jahre alt ist. Das gilt insbesondere, wenn die Tätowierung eher zarte, bunte Farben hat.
· Nur dann im Urlaub oder im Sommer tätowieren lassen, wenn einem entweder oben geschriebenes latte ist oder wenn man bereit ist, auch im Sommer oder im Urlaub mit den Einschränkungen zu leben, die eine frische Tätowierung mit sich bringt.
 
Das da oben ist natürlich nur meine ganz persönliche Meinung und keinesfalls als medizinischer Rat zu verstehen… wisst ihr ja . Wer medizinischen Rat braucht, kann den nur beim (Haut-) Arzt bekommen.
 
Ach und… natürlich bekommt ihr bei uns adäquaten Sonnenschutz für eure Tätowierung
 
Ich wünsche euch einen großartigen Sommer!
 
Tarn